Am Sonntag, 26. Juni 2011 war es endlich soweit - die Feldmusik Seewen durfte am sechsten und letzten Tag des 33. Eidgenössischen Musikfests in St. Gallen ins Geschehen eingreifen und sich der Jury stellen.
Das Eidgenössische Musikfest findet alle fünf Jahre statt, zuletzt 2006 in Luzern, und gilt als das weltweit grösste Musikfest. Zahlen wie 522 teilnehmende Vereine mit rund 22 500 Musikantinnen und
Musikanten oder 150 000 bis 200 000 Festbesucherinnen und -besucher belegen dies eindrücklich.
Vorbereitung
Das Abenteuer «St. Gallen 2011» startete für die Feldmusik Seewen bereits in aller Herrgottsfrühe um 5.30 Uhr mit dem Verladen der Instrumente und der gemeinsamen Abfahrt im Car in Richtung Ostschweiz. Zu diesem Zeitpunkt lag ein ganz grosses Stück Arbeit hinter Dirigent Alex Maissen und seinen Musikantinnen und Musikanten. Etliche Stunden im Probelokal, beim individuellen Üben zuhause, aber auch am Probeweekend und am Vorbereitungskonzert verbrachten wir mit der Vorbereitung. Dazu kommen organisatorische Aufgaben wie die Kommunikation mit dem OK des Eidgenössischen (die wollten ja schliesslich auch früh genug wissen, wie viele Notenständer und Bratwürste es zu bestellen galt) oder das Anpassen und Auffrischen von Uniformen - das Auge musiziert bekanntlich mit.
Marschmusik-Wettbewerb
Pünktlich auf dem Olma-Gelände angekommen, erfolgte der Check-in, der Bezug des Instrumentendepots und schon machte sich der Tross samt Tambouren und Ehrendamen auf den Weg zur Marschmusikstrecke.
Ein kurzes Einspielen unter freiem Himmel vor dem Spital (sehr zur Freude der Patienten und zum Leidwesen eines übereifrigen Sicherheitsdienst-Angestellten) und los ging's. Um 10.08 Uhr eröffnete die Feldmusik Seewen den Marschmusikwettbewerb des zweiten Fest-Sonntags. Akkurates Ausrichten, Stramm- und Stillstehen und vor allem schweigen während der Inspektion durch den Experten (sich eine lautstarke und mit Kraftausdrücken geschmückte Beschwerde zu verkneifen, als der Speaker uns Seebner kurzerhand in den Kanton Solothurn zügelte, war wirklich schwer) - Tambour vorwärts, Marsch! Zu den Klängen des Bundesrat-Schneider-Ammann-Marschs «Der Patron» marschierten wir stolz über die Strecke Hans Heusser Ost. Resultat: 80.667 (von 100 möglichen) Punkte und der 15. Schlussrang von total 57 Vereinen in unserer Kategorie. Ein schöner Erfolg!
Dass die Sonne bereits um 10 Uhr morgens ihre geballte Kraft entladen kann, merkten wir unter unseren Hüten und in den Kitteln gut. Nicht, dass wir uns wegen des Wetters beschweren wollten (das erste Festwochenende war gemäss OK eine zusätzliche meteorologische Herausforderung). Doch auf dem Weg zurück zum Instrumentendepot waren die meisten froh über eine sanfte Tenü-Erleichterung. Es folgte ein leckeres Zmittag in der Olma-Halle und schon bald der nächste Transfer: Mit dem öffentlichen Verkehr zum Wettspiel. Unser Wettspiellokal, die Lokremise, lag etwas ausserhalb des Festgeländes. Dennoch ist es keine Selbstverständlichkeit, dass ein derart grosser Anlass in einem solch geringen Radius stattfinden kann. Mit der Bezeichnung «Das Fest der kurzen Wege» hat das OK weder gelogen noch übertrieben. Diesem OK gilt an dieser Stelle ohnehin ein grosser Kranz gewunden. Das Eidgenössische Musikfest 2011 darf als organisatorische Meisterleistung bezeichnet werden. Wir hatten keinen einzigen Grund zur Klage.
Wir hätten aber auch gar keine Zeit zum Klagen gehabt, denn unsere ganze Konzentration galt nun der letzten Vorbereitung für das Wettspiel. Dirigent Alex versetzte uns mit seinem autogenen Training in
produktiven Trance (dieses Konzept hat schon am Blasmusikfestival 2008 in Mels hervorragend funktioniert) - so waren wir um 14.20 Uhr konzentriert auf der Wettspielbühne bereit.
Das Wettspiel
Alle teilnehmenden Vereine erhielten ein ihrer Stärkeklasse entsprechendes Aufgabenstück. Für unsere 3. Klasse Harmonie war dies «Quingenti» von Vivian Domenjoz, welcher damit den Kompositionswettbewerb
im Vorfeld des Eidgenössischen Musikfests gewonnen hat. Zehn Wochen vor Festbeginn wurden uns die Noten zugeschickt. Etliche Male im stillen Kämmerlein geprobt, präsentierten wir nun unsere Interpretation
der Jury und unseren treuen, in der Lokremise anwesenden Fans. Nach einem Jury-Wechsel folgte unser Selbstwahlstück «Ratafia» von Willy Fransen und nach einem schönen Applaus das bange Warten auf die
Punktevergabe.
Banges Warten auf den grossen Moment
Die Ansagerin trat hinters Mikrofon und verkündete den sehnlichst erwarteten Entscheid: «Meine Damen und Herren, ich gebe Ihnen die Punktzahlen für die Feldmusik Seewen bekannt.
Aufgabenstück: Experte A: 93 Punkte, Experte B: 93 Punkte, Experte C: 93 Punkte. Dies ergibt den Durchschnitt von 93 Punkten.» Auch beim Selbstwahlstück waren sich die Experten einig: Geschlossen
bewerteten sie den Vortrag mit jeweils 92 Punkten. Die gespannte Seebner Schar brach in Jubel aus - ein hervorragendes Ergebnis (zum Vergleich: 2006 in Luzern erreichten wir 90-90-90 Punkte und
definierten damit hochzufrieden die Model-Masse neu).
Auf einen Schlag war die ganze Anspannung gelöst. Zwar wussten wir noch nicht, welchen Rang wir erreichen würden, aber das war ohnehin sekundär. Mit dieser tollen Punkteausbeute hätten wir vor dem Eidgenössischen nicht
unbedingt gerechnet und so dislozierte die weiss behemdete Schar zurück zum Festareal auf dem Olma-Gelände. Nach dem offiziellen Fototermin hatte Fähnrich Joe seinen grossen Auftritt. Unter der sengenden St. Galler Sonne vertrat er die Feldmusik Seewen stolz mit seinem Banner in der Arena während der Rangverkündigung.
Es ist vollbracht!
Nach der Bekanntgabe unseres sensationellen zweiten Ranges brachen alle Dämme - im positiven
Sinne: Wir sind Vize-Schweizermeister! Viel zu schnell verging die Zeit und ehe man sich versah, waren wir wieder im Car zurück auf dem Heimweg nach Seewen. Mit dem Studium der Juryberichte und dem gemeinsamen Schwelgen in dem soeben Erlebten endete ein denkwürdiger Tag im Restaurant Kristall.
An dieser Stelle gebührt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, Helferinnen und Helfern sowie Begleitpersonen ein ganz grosses Dankeschön. Es war sensationell!
Erinnerungsstücke
- Fotos
- Schlussrangliste
- Reportage Radio FM1 mit den Interviewgästen Florian, Joe und Joli
- Zeitungsbericht Bote der Urschweiz
- Zeitungsbericht Neue Schwyzer Zeitung